• Von 1974 bis 1993 Haupteingang zur Gewächshausanlage
  • Teilansicht der 25,5 ha Gewächshausanlage für die Gemüseproduktion
  • Das Kraftwerk Elbe Vockerode liefert für die Gemüseproduktion die erforderliche Wärme und Energie.
  • Logo des VEG Gewächshausanlage Vockerode
  • In der Haupterntezeit werden wöchentlich über 100 Tonnen Gurken geerntet, sortiert, verpackt und verkauft.
  • Die letzten Gurken, die Ende Juni 1993 in der Gewächshausanlage geerntet und verkauft werden.
  • Frau Daley schaltet die letzten Nährstoffversorgungsanlagen ab. Die Gurkenproduktion ist damit beendet.

Zur Geschichte der Gewächshausanlage

Chronik der VEG Gewächshausanlage Vockerode mit historischen Bildern, von der Errichtung der Anlage 1972 bis zur Liquidierung des Betriebes durch die Treuhandanstalt 1993.
Der Text wurde vom ehemaligen technischen Direktor des Betriebes, Dipl.-Ing. Horst Fricke verfasst.

1972

Die ganzjährige Versorgung der Bevölkerung mit Frischgemüse ist eine staatliche Forderung des Jahres 1972, aus der sich die Aufgabenstellung zum Aufbau der Gewächshausanlage in Vockerode ergibt. Ausschlaggebend für die Standortwahl sind die Liefermöglichkeiten der umfangreichen Wärme- und Elektroenergiemengen durch das Vockeroder Kraftwerk Elbe, die für eine erfolgreiche und ganzjährige Betreibung der Gewächshäuser erforderlich sind. Die Nähe der Autobahn und Arbeitskraftreserven in der Umgebung werden ebenfalls in der Standortbegründung genannt.

1973/74

Unter komplizierten Standortbedingungen beginnt zwischen der Autobahn, der Elbe und dem Ort Vockerode der Aufbau der ersten Gewächshäuser sowie der technischen und sozialen Anlagen. Gleichzeitig läuft die Werbung der Arbeitskräfte. Im Oktober 1974 ernten die Gärtnerinnen und Gärtner die ersten reifen Tomaten in zwei fertiggestellten Gewächshäusern.

1974 bis 1981

71 Gewächshäuser in Stahl-Plaste-Bauweise werden mit einer Produktionsfläche von 25,56 ha errichtet und in Betrieb genommen. Im gleichen Zeitraum entstehen alle erforderlichen Energieversorgungs-, Vermarktungs-, Düngungs-, Be- und Entwässerungsanlagen, die sozialen Einrichtungen, die Werkstätten, die Betriebsberufsschule mit Internat und das Versorgungs-, Sozial- und Verwaltungszentrum.

1988 bis 1990

Auf einer Gesamtfläche von 72 ha ist ein moderner Großbetrieb der Landwirtschaft entstanden. Mit dem Bau einer Jungpflanzenanzuchtanlage wird die Gewächshausfläche um 28,06 ha erweitert und der Aufbau abgeschlossen. Zur Ansiedlung von Arbeitskräften erfolgt auf dem Territorium der Gemeinde ein umfangreicher Bau von Wohnungen und Einfamilienhäusern. Der Ausbau der Infrastruktur im Ort wird in diesen Jahren maßgeblich von der Gewächshausanlage bestimmt und unterstützt. Zahlreiche junge Menschen kommen auf Initiative der Jugendorganisation in das Bezirksjugendobjekt Gewächshausanlage Vockerode. Sie erhalten eine Facharbeiterausbildung, viele gründen hier ihre Familien und siedeln sich in der Gemeinde an. Vockerode erlebt nach dem Kraftwerksbau eine zweite große Ansiedlungswelle, insbesondere von jungen Menschen, so dass sich die Einwohnerzahl in den achtziger Jahren fast verdoppelt. Das VEG Gewächshausanlage Vockerode entwickelt sich zum führenden Betrieb der Treibgemüseproduktion in der DDR, insbesondere beim Anbau von Gurken, Tomaten und Paprika.

Die Produktion

Von 1974 bis zum 30. Juni 1993 werden insgesamt 55767 Tonnen Qualitätsgemüse in den Vockeroder Gewächshäusern produziert und an den Handel verkauft. Die große Zielstellung, jährlich insgesamt 6000 Tonnen Gurken, Tomaten und Paprika zu erzeugen und zu verkaufen, wird im letzten Produktionsjahr 1992 mit 6050 Tonnen erreicht. Gemeinsam mit wissenschaftlichen Instituten der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR sind viele neue Produktionsverfahren zum Anbau von Gewächshausgemüse entwickelt und im Betrieb mit Erfolg eingeführt worden. Hohes Fachwissen der Mitarbeiter und modernste Gewächshaustechnik zur Regelung der Klima-, Düngungs- und Wachstumsprozesse sowie bei der Vermarktung der Erzeugnisse, sind die Grundlage für die guten Produktionsergebnisse in der Gewächshausanlage.

Die Mitarbeiter

Am 1. Januar 1990 sind in der Gewächshausanlage 912 Arbeiter und Angestellte sowie 92 Lehrlinge beschäftigt. Die Gesamtzahl der abgeschlossenen Arbeitsverträge mit Beschäftigten der GWA zwischen 1973 und 1997 beträgt 2859 (ohne Lehrlinge) davon kommen unter anderem 221 Gastarbeiter aus Polen, 41 aus Vietnam und 125 aus Mosambik. Die ausländischen Arbeitskräfte, meist junge Frauen, werden auf der Grundlage von Regierungsabkommen der Entsendeländer mit der DDR, im Gartenbau des Betriebes beschäftigt. Bereits 1974 beginnt mit 25 Schulabgängern die Berufsausbildung zum Facharbeiter für Gemüseproduktion unter Glas und Plaste. Nach Fertigstellung der Betriebsberufsschule mit Lehrlings- und Facharbeiterinternaten (1979), stehen jährlich über 200 Jugendliche in einer praktischen oder theoretischen Ausbildung in der Gewächshausanlage Vockerode. In der Zeit von 1974 bis 1993 erhalten insgesamt 928 Jugendliche eine praktische Berufsausbildung, die theoretischen Ausbildungen liegen etwa doppelt so hoch. Die Vockeroder Bürger erinnern sich gern an das Versorgungszentrum des Betriebes mit Großküche, Gaststätte, Diskothek, Kegelbahn, Speise- und Veranstaltungsräumen.

1990

Mit dem übergang zur Marktwirtschaft müssen auch in der Gewächshausanlage Vockerode neue, wirtschaftlichere Möglichkeiten in der Treibgemüseproduktion gefunden werden. Voller Optimismus gehen die Beschäftigten an die Lösung der neuen Aufgaben, um der bis dahin recht erfolgreichen Gemüseproduktion auch unter den neuen Bedingungen ihren Bestand zu sichern. Neue Produktionsvarianten werden erarbeitet und modernste Gewächshaustechnik installiert, dazu kommen u.a. ertragreichere Gemüsesorten, bessere Düngungsmöglichkeiten und neue Anbauverfahren. Die Ernteerträge und die Qualität der geernteten Gurken und Tomaten erhöhen und verbessern sich. Alles was geerntet wird, kann auch verkauft werden. Vockeroder Gemüse ist gefragt. Die hohe Qualität erhöht das CMA-Gütezeichen, Markenqualität aus deutschen Landen, mehrmals verliehen.

1991

Die Gewächshausanlage wird unter der Regie der Treuhandanstalt Berlin zur GmbH umgebildet, mit der Auflage, den Betrieb zu privatisieren.

1992

Im September scheitern die fast zwei Jahre geführten Verkaufsverhandlungen zur Privatisierung zwischen Treuhandanstalt Berlin und einer holländischen Käufergruppe. Die Treuhandanstalt nimmt dieses Ergebnis zum Anlass und erteilt die Weisung zur Betriebsliquidierung. Eine schicksalsschwere Entscheidung, die zur Entlassung aller Beschäftigten und einer völligen Zerstörung der Gewächshausanlage führt. Mit dem Abschluss der Facharbeiterprüfung von 22 jungen Gärtnerinnen und Gärtnern endet am 30. Juni 1993 die gärtnerische Produktion von Treibgemüse und Zierpflanzen.